Aktuelle Meldungen

Salzburg 2050 – Eine Vision

Zukunftsforscher: "Salzburg hat alle Chancen für die Zukunft"

Wie wird die Mozartstadt in der Mitte des Jahrhunderts aussehen? Welche Herausforderungen erwarten uns in den nächsten Jahrzehnten? Und bleibt Salzburg als Wohnort weiterhin attraktiv? DI Rudolf Strasser, Senatsrat i. R. im Magistrat Salzburg für Raumplanung, Bodenpolitik und Wirtschaftsförderung, wagt im Interview mit Team Rauscher eine Prognose.

Porträt DI Rudolf Strasser

Herr Senatsrat, Sie sind ein Experte für die Salzburger Stadtentwicklung. Wie sieht Ihre persönliche Vision für die Stadt aus? Wo finden wir uns zur Mitte des Jahrhunderts wieder?

Man sagt, Visionen beginnen stets mit Wünschen an die Zukunft, sie bewegen sich zwischen Realität und Utopie. Die Zukunft der Stadt Salzburg muss sowohl vor dem Hintergrund globaler Veränderungen als auch in Verbindung mit ihrem regionalen Umfeld gesehen werden.

Wie könnte eine wünschenswerte Zukunft aussehen? Welche Herausforderungen bringen die nächsten Jahrzehnte?

Sicher ist: Aufregende Jahrzehnte liegen vor uns. Latente Entwicklungen werden sich zuspitzen und zu neuen Formen der Gesellschaft, der Wirtschaft und des sozialen Lebens führen. Mutige und kluge neue Lösungen können dabei in eine positive Zukunft führen. Wir stehen vor umwälzenden Veränderungen: Mit der Digitalisierung und Automatisierung gehen Arbeitsplätze in den tradierten Berufssparten verloren. Das erfordert gezielte Maßnahmen zur Erhaltung des sozialen Friedens und der Kaufkraft. So wird etwa das bedingungslose Grundeinkommen eingeführt. Dies führt im Weiteren zu einer gesteigerten Produktivität, zu Kreativität und Lebensfreude. Ein nachhaltiger Umgang mit unseren natürlichen Lebensgrundlagen wird allgemein als überlebensnotwendig erkannt. Der Klimawandel bewirkt weltweit ein Umdenken, die Abkehr von fossiler Energie ist vollzogen. Der bisherige Raubbau an natürlichen Ressourcen wird weiter eingeschränkt, Recycling und eine umfassende Kreislaufwirtschaft – Stichwort Cradle-to-Cradle – sind zum Standard geworden.

Blick auf die Salzburger AltstadtWie wirkt sich dieser globale Wandel auf Salzburg aus? Wie wird sich unser unmittelbarer Lebensraum verändern?

 

Die Stadt hat alle Chancen, sich in den nächsten Jahrzehnten weiter zum Zentrum einer blühenden Großregion zu entwickeln. Ein grenzübergreifender Planungs- und Entwicklungsverband betreibt umfassende Raumplanung und Entwicklung. Wohnbau, Wirtschaft, Verkehr, Erholung, Landwirtschaft, Tourismus, Landschafts- und Naturschutz sind Teile eines gemeinsamen, langfristig angelegten Entwicklungsleitbilds. Die zentralen Werte lauten Zusammenarbeit und Nachhaltigkeit.

Bleibt Salzburg als Wohnort so attraktiv? Ist er dann noch bezahlbar?

Das Problem Wohnungsnot ist überwunden. Ein differenziertes Angebot qualitätsvollen Wohnraums, ob in Miete oder Eigentum, lässt den Wohnungssuchenden viele Wahlmöglichkeiten. Spezielle Wohnformen für alte Menschen gehören als wichtiger Teil zum Wohnungsmarkt. Die neue Raumordnung steuert jetzt Boden- und Wohnungspreise. Ermöglicht wird dies unter anderem durch die nachdrückliche Mobilisierung leerstehender und mindergenutzter Wohnungen sowie ungenutzter Baugrundstücke. Dazu kommt, dass flächenintensive Betriebe aus der Stadt in interkommunale Gewerbegebiete ziehen. So entsteht Platz für das Wohnen in zentraler Lage. Neue Baulandwidmung wird außerdem nur gewahrt, wenn innerhalb einer vereinbarten Frist gebaut wird, die Bebauungspläne schreiben zudem ein Mindestmaß an Bebauungsdichte vor. Und dank enger regionaler Zusammenarbeit erweitert sich das Angebot von potenziellen Baugründen, bevorzugt nahe der Haltepunkte des Schienennahverkehrs.

Shoppin in der Salzburger AltstadtUnd wie sieht es künftig mit dem Wirtschaftsstandort Salzburg aus?

Salzburgs Wirtschaft kommt mit den Herausforderungen der Zukunft gut zurecht. Dienstleistungen, Handel und Tourismus bleiben die tragenden Sektoren und erweisen sich mit dem einzigartigen kulturellen Angebot als krisenfest. In den kommenden Jahrzehnten entwickelt sich die Region um Salzburg zu einem Zentrum für Wissenschaft und Forschung. Die Universitäts- und Hochschullandschaft wächst weiter und ist – auch mit der Wirtschaft – bestens vernetzt. Dieses hochwertige Angebot ergänzen noch nationale wie internationale Institutionen und Kooperationen. Der allgegenwärtige Online-Handel führt natürlich auch in Salzburg zur tiefgreifenden Umstrukturierung des Marktes. Einige Einkaufszentren und Fachmärkte überleben. Aber auch die Einzelhandelsgeschäfte, zwischenzeitlich nahezu verschwunden, erleben seit Einführung des Grundeinkommens eine beachtliche Renaissance, sie gewinnen neuen Wert als reale Treffpunkte und Erlebnisräume.

Wie entwickelt sich die Verkehrssituation bis 2050? Gibt es Hoffnung für die gestressten Bürger?

Der Wandel zur autonomen Mobilität ist weit fortgeschritten. Öffentlicher Nahverkehr ist landesweit gratis. Die Schnellbahn fährt in dichtem Takt auf den bestehenden Bahnlinien der Region. Autonome, koppelbare Buseinheiten bedienen bedarfsorientiert die öffentlichen Linien in Stadt und Region. Dem öffentlichen Verkehr ist ein geschlossenes Netz von Busstraßen und Busspuren vorbehalten. Ruftaxis, selbstfahrend und kostenpflichtig, ergänzen das Angebot. Auch das Radwegenetz wird weiter ergänzt und perfektioniert.

Ist in Ihrer urbanen Zukunftsvision eigentlich auch Platz für die Natur?

Unsere vielfaltigen Grünräume sind in Zukunft wichtiger denn je – ob als landwirtschaftliche Produktionsfläche, als Erholungsraum oder als Naturschutzgebiet. Durch ein dichtes Fuß- und Radwegenetz, durch angelagerte Spiel- und Freizeitflächen lassen sich diese Grünraume für alle nutzen und erleben. Längst ist die Landwirtschaft biologisch ausgerichtet, Monokulturen und Insektizide sind verpönt. Natur- und Landschaftsschutz genießen einen hohen Stellenwert und für den heimischen Artenschutz gelten eigene Programme. Salzburg ist 2050 also in jeder Beziehung lebenswert!

zurück zur Übersicht