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Volle Kraft voraus

Salzburg wird energiefit

Klimawandel und Energiekrise prägen unseren Alltag mit extremen Wetterereignissen und massiven Preissteigerungen. Dabei wird uns die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern vor Augen geführt. Wie lässt sich Salzburgs Energiezukunft nachhaltig und erfolgreich für alle gestalten?

Salzburg erneuert sich
Martina Berthold (Grüne), zuständige Landesrätin für Energie und Klimaschutz, will bei alternativen Energiequellen einen Gang zulegen: „Wir müssen jede Ressource nützen, die wir in diesem Bundesland haben. Sprich, das Salzburger Wasser, den Salzburger Wind und die Salzburger Sonne. Auch Biomasse, Geothermie und Abwärme spielen in der zukünftigen Energieversorgung eine wichtige Rolle. In der Klima- und Energiestrategie hat sich das Land große Ziele gesetzt: 2050 soll unser Bundesland klimaneutral, energieautonom und nachhaltig sein.“ Im Bereich Wasserkraft werden Kleinkraftwerke erneuert, und der Bau des großen Salzachkraftwerks Stegenwald bei Werfen wird in Kürze gestartet. Das Biomassekraftwerk der Salzburg AG Siezenheim II soll ab Ende 2023 Strom und Wärme erzeugen und wird damit jährlich ca. 40.000 Tonnen CO2 einsparen. Erste positive Zeichen gibt es auch im Bereich der Windkraft. Der Beschluss der Gemeinde Flachau gibt der Errichtung von bis zu zehn Windrädern am Windsfeld neuen Schwung.

Energieaustausch mit unseren Nachbarn
„Es braucht immer den Energiemix“, betont auch Tanja Graf, ÖVP-Energiesprecherin. „Und es wird einen Mix an neuen  Lieferanten in Europa brauchen, die ökologisch produzierten Strom liefern“, ist Graf überzeugt. „Wir müssen uns von der Vorstellung verabschieden, dass Österreich in puncto Energie zu 100% ‚autark‘ existieren kann. Das wäre natürlich wünschenswert, aber man muss auch realistisch bleiben. Nachdem eine vollständige Energieautonomie übers Jahr derzeit nicht möglich ist, brauchen wir Partner. Das hat auch Vorteile: Strom, den wir zu viel produzieren, können wir exportieren und, wenn wir zu wenig haben, können wir von unseren Nachbarn zukaufen. Auch Netzstabilität und Speicherstrategie sind dabei große Zukunftsthemen.“

Energieberatung boomt
Jeder Neubau muss möglichst ökologisch und nachhaltig gebaut werden. Trotzdem sollte der Fokus weiterhin auf die Sanierung bestehender Gebäude gerichtet bleiben. Um Wärme und damit auch bares Geld einzusparen, empfehlen Energieberater zuerst die Fassadendämmung, den Fenstertausch und die Dämmung der obersten Geschoßdecke. Wie wichtig den Salzburgern die Themen Energiesparen, umweltfreundliches Heizen und nachhaltiges Sanieren wirklich sind, verdeutlicht die erhöhte Beratungsnachfrage bei der Energieberatung Salzburg. Wurden im Jahr 2019 noch 2.800 Beratungen von Privatpersonen durchgeführt, so waren es im Vorjahr bereits über 5.600. Das bestätigt auch Martina Berthold: „Die effektive Energieberatung für Privatpersonen zeigt auch langfristig Wirkung: Seit 2003 wurde die Hälfte der Ölkessel in Salzburg durch nachhaltige Heizformen ersetzt.“

Innovative Doppellösung
Auch Unternehmen denken viel nachhaltiger und zukunftsbewusster, wie ein Pilotprojekt des Landes Salzburg zeigt. Im Herbst 2022 startete die österreichweit einzigartige Förderung von Photovoltaikanlagen auf versiegelter Fläche im Umfang von sechs Millionen Euro. Durch die Photovoltaiküberdachung werden aus den Parkplätzen kleine Sonnenkraftwerke. „Die Ausschreibung hat uns gezeigt, wie hoch die Nachfrage tatsächlich ist. In den nächsten zwei Jahren werden alleine aufgrund dessen zehn bereits versiegelte Flächen mit Photovoltaikanlagen überdacht. 2023 werden wir diesen erfolgreichen Fördercall wiederholen“, zeigt sich Martina Berthold begeistert.

Solarpotenzial am eigenen Dach
Gerade, was die Photovoltaik betrifft, nutzten auch viele Private die Gunst der Stunde und profitierten von den unterschiedlichen Förderungen. 2022 sind allein bei der ÖMAG, der Abwicklungsstelle des Bundes, österreichweit 118.761 Förderanträge zur Errichtung von privaten Photovoltaikanlagen eingelangt, erzählt Tanja Graf. Im Land Salzburg hat sich die Nutzung von Photovoltaikanlagen und Wärmepumpen in den letzten Jahren von 24.000 auf 31.000 erhöht. Der weitere Ausbau wird forciert: „Wir wollen bis 2030 zusätzlich 500 GWh ausbauen“, präzisiert Martina Berthold. „Derzeit liegen wir bei plus 126 GWh. Die Zahlen zeigen, da liegt noch ein weiter Weg vor uns.“ Auf dem neu erstellten Solarkataster unter https://www.salzburg.gv.at/sagismobile/sagisonline/map/Energie/Solar kann sich jeder das Solarpotenzial seines Daches anzeigen lassen.

Die Kraft der Sonne
Wie es um die Sonnenkraft in den Stadtteilen und den Umlandgemeinden bestellt ist, sehen Sie ab Seite 19 jeweils in einer Grafik visualisiert. Im Bundesland Salzburg beträgt die jährliche Einstrahlung der Sonne im Durchschnitt 1.100 bis 1.200 Kilowattstunden pro Quadratmeter (kWh/m²). Bei einer Kollektorfläche von 100 m² entspricht dies pro Jahr immerhin der Energie von etwa 11.500 Liter Heizöl extraleicht. Allerdings sind nicht alle Häuser gleich gut photovoltaik geeignet. Nicht alle sind voll besonnt und die Dächer unterschiedlich geformt. Für die Errichtung einer PV-Anlage gilt daher als Faustregel*: Jene Dachflächen, auf denen die Sonneneinstrahlung mind. 900 kWh/m² beträgt, sind geeignet, gut geeignet sind die Flächen bei einem Wert von >900– 1.100 kWh/m² und sehr gut geeignet ab 1.100 kWh/m². Für eine maximale Leistung ist eine südliche Ausrichtung der PV-Anlage am besten. Topografisch flachere Gegenden, wie z.B. die Regionen West oder Nord, wo auch viele Häuser nach Süden in Richtung Stadt blicken, sind insgesamt im Vorteil gegenüber Gebirgsgegenden. Dort gibt es mehr Verschattung durch Berge und Wälder.

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